Verleihung des Karl Rinner Preises 2016

Die Verleihung des Karl Rinner Preises 2016 an Dr. Michael Schindelegger fand am 17. Oktober 2017 im Rahmen einer öffentlichen Festsitzung der Österreichischen Geodätischen Kommission im Ferdinand Eidherr Saal des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen, Wien, statt.

Nach der von Univ.Prof. Böhm gehaltenen Laudatio wurde die Karl Rinner Preis Urkunde vom Präsidenten der ÖGK, Univ.Prof. Pfeifer und der von der Bundesfachgruppe Vermessungswesen/Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen gesponserte Preisscheck von Dipl.Ing. Michaela Ragossnig-Angst überreicht.

Im Anschluss an die Preisverleihung hielt Dr. Schindelegger seinen Festvortrag: „Ozeanmodellierung als Instrument der geodätischen Erdsystemforschung“

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Zusammenfassung der ausgezeichneten Publikation:

Atmosphärische und ozeanische Einflüsse auf die jährliche Nutationsbewegung der Erde

Atmosphäre und Ozean sind komplexe, gekoppelte und ständig in Bewegung befindliche Systeme. Hoch- und Tiefdruckgebiete ziehen über mächtige Gebirgsketten, Winde werfen Ozeanwellen auf, und Meeresströmungen werden durch Temperaturdifferenzen oder Bodentopographie reguliert. Massenverlagerungen im Zuge solcher Zirkulationsprozesse stellen eine Hauptursache für Veränderungen der Erdrotation dar, die sich unter anderem als Tageslängenschwankung oder als Nutationsbewegung der Drehachse im Raum äußern. Die exakte Modellierung dieser Rotationssignale und der ihnen zugrundeliegenden geophysikalischen Prozesse stellt somit ein wesentliches Standbein moderner weltraumgestützter Messverfahren dar.

Die Studie widmet sich einer bisher unerklärten jährlichen Nutationswelle, die in Beobachtungen der Radiointerferometrie auf langen Basislinien als Anomalie mit ca. 3-4 mm Elongation an der Erdoberfläche auftritt. Es wird gezeigt, dass durch die Wahl sorgfältig validierter atmosphärischer Zustandsfelder in Kombination mit konsistent gerechneten numerischen Lösungen für die tägliche Ozeangezeit S1 eine Erklärung der jährlichen Nutationswelle innerhalb der formalen Beobachtungsfehler möglich ist. Grundlage für diese Übereinstimmung ist unter anderem die explizite Modellierung der internen Energieabführung im Ozean bzw. die Selbstanziehung von Wassermassen – Prozesse die in der geodätischen Erdsystemforschung bislang unberücksichtigt blieben. Die Arbeit liefert damit in einem größeren Kontext Leitlinien, wie hochfrequente ozeanische Massenverlagerungen für Anwendungen in der Erdrotation und Analysen des Erdschwerefelds zu modellieren sind.